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Unterrichtssprache

Mit der Einführung der Reife- und Diplomprüfung in der Unterrichtssprache (Deutsch und in einigen Bundesländern auch die Volksgruppensprachen Kroatisch, Slowenisch und Ungarisch) verbinden sich wesentliche Fortschritte, die Lernenden und Lehrenden in Form objektiver, zuverlässiger und vergleichbarer Aufgabenstellungen zugutekommen.

Das Konzept für die standardisierten Klausuren in der Unterrichtssprache wurde von einer im September 2008 eingesetzten Arbeitsgruppe unter der Leitung von Univ.-Prof. Mag. Dr. Werner Wintersteiner entwickelt. Die folgenden Darstellungen beruhen in ihren Grundsätzen auf den Ergebnissen dieser Arbeitsgruppe.

  • Die Konzeption der Klausuren in der Unterrichtssprache sieht vor, dass Kandidatinnen und Kandidaten zwischen drei Aufgabenpaketen wählen können, die jeweils unter einer thematischen Klammer stehen (zum Beispiel „Literatur – Kunst – Kultur“, „Gesundheit“, „Medien“ oder „Reisen“). Die fachlichen Unterschiede zwischen AHS und BHS werden durch die Bandbreite der Themen, Texte und Textsorten, die zur Wahl stehen, abgedeckt. Das heißt, dass für AHS und BHS dieselbe Prüfung zur Anwendung kommt. 
  • Jedes der drei Aufgabenpakete besteht aus zwei voneinander unabhängigen Aufgabenstellungen. Es sind von der Kandidatin/vom Kandidaten zwei Texte zu verfassen. Jede Aufgabenstellung wird – ungeachtet ihrer Wortanzahl – gleich gewichtet und als gleich schwierig bewertet.
  • Beide Aufgabenstellungen sind so konzipiert, dass schwerpunktmäßig unterschiedliche Kompetenzen abgeprüft werden.
  • Eines der drei Aufgabenpakete mit „thematischer Klammer“ beinhaltet eine literarische Aufgabenstellung (Textinterpretation).
  • Jede Aufgabenstellung enthält eine oder mehrere Textbeilagen, welche die Grundlage für die Aufgabenstellung bilden. Auch nichtlineare Texte (Statistiken, Schaubilder) können in Kombination mit linearen Texten zum Einsatz kommen. Spezifische Werkkenntnis (Literaturkanon) wird nicht vorausgesetzt. Die Textbeilagen dürfen pro Aufgabenpaket eine Anzahl von 2000 Wörtern (+10 Prozent) nicht überschreiten.
  • Die zu schreibenden Texte sind in einer der Textsorten zu verfassen, die im Textsortenkatalog beschrieben sind. 
  • Es werden Richtwerte zum Umfang der Texte angegeben. Die zu erreichende Wortzahl für beide Texte zusammen beträgt in Deutsch 900 Wörter +/- 10 Prozent, in Kroatisch, Slowenisch und Ungarisch 800 Wörter +/- 10 Prozent.
  • (Elektronische) Wörterbücher sind zulässig, nicht aber Lexika.
  • Die Lehrerinnen und Lehrer erhalten Unterlagen, die sicherstellen sollen, dass Korrektur und Beurteilung nach einheitlichen Gesichtspunkten erfolgen (Kommentierung und Beurteilungsraster).

Fachspezifische Kompetenzen

Ziel des Deutsch-, Kroatisch-, Slowenisch- bzw. Ungarisch-Unterrichts ist es, Schülerinnen und Schüler als sozial und politisch „mündige“ Bürgerinnen und Bürger zu befähigen, an den wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen, aber auch an Diskursen zu gesellschaftspolitischen Themen teilzuhaben („Allgemeinbildung“, „Berufs(vor)bildung“). Voraussetzung für die Erreichung dieses Ziels ist die Befähigung zum sachgemäßen und bewussten Umgang mit der jeweiligen Standardsprache bzw. mit Sprache und Sprachlichkeit überhaupt.

Zielniveau

Im Sinne dieser umfassend definierten kommunikativen Kompetenz soll der Unterricht Schülerinnen und Schüler dazu befähigen,

  • vorgegebene Texte zu einem sozialen, kulturellen, politischen oder literarischen Thema sinnvoll zu nutzen (sowohl zur Informationsentnahme wie auch als Ausgangsbasis, um einen Standpunkt zum jeweiligen Thema zu formulieren),
  • sich mit für sie neuen literarischen Texten auseinanderzusetzen und sich analytisch, interpretativ und (wert)urteilend darüber zu äußern,
  • für die Rezeption und eigene Produktion pragmatischer wie ästhetischer Texte prinzipiell alle Medien als Informationsquellen, aber auch als ästhetischen Impuls nutzen zu können.

Die Reife- und Diplomprüfung überprüft wesentliche Fähigkeiten (Kompetenzen), die an höheren Schulen im Laufe der 9. bis 12. bzw. 13. Schulstufe erworben werden. Sie sind im jeweiligen Lehrplan ausgewiesen. Die Reife- und Diplomprüfung stellt sicher, dass ein vergleichbares Niveau von Aufgabenstellung und Beurteilung an allen österreichischen Schulen, die Hochschulreife bzw. Studierfähigkeit garantieren, eingehalten wird.

Sach- und Fachkompetenzen

  • Fähigkeiten wie Lesen, Textverstehen, Textanalyse, Textinterpretation, Textsortenkenntnis
  • die Fähigkeit, den Inhalt der Ausgangstexte zu verstehen und ihre Problematik in einen Sinnzusammenhang einzuordnen
  • die Fähigkeit, zum jeweiligen Thema Stellung zu nehmen

Sprachreflexive Kompetenzen

  • Fähigkeiten, die es ermöglichen, sprachliche Verfahrensweisen und Strategien von Texten zu analysieren

Schreib- und Textkompetenz

  • die textsorten- und adressatenadäquate Beherrschung verschiedener sprachlicher Strategien bzw. Schreibhaltungen
  • die Fähigkeit, kohärenz- und kohäsionsstiftende sprachliche Mittel einzusetzen
  • die Fähigkeit, Texte verstehenserleichternd und sachadäquat zu strukturieren
  • die Fähigkeit, Sprache grammatisch und orthografisch korrekt zu verwenden

Vorbereitung der Schüler/innen

Auf folgende Punkte sollte im Unterricht besonders Wert gelegt werden:

Gestaltung schriftlicher Arbeiten

Entscheidend ist, dass die Schülerinnen und Schüler möglichst früh lernen, schriftliche Arbeiten zu gestalten, die von Texten (und nicht von einem Ein-Satz-Thema) ausgehen. Es ist wesentlich, im Unterricht Hilfen im Schreibprozess („Schreibberatung“, „Schreibtraining“, Strategien zur Planung und Überarbeitung von Texten) anzubieten und sich nicht nur auf Aufgabenstellung und Beurteilung zu beschränken.

Textverstehen/Lesekompetenz

Es ist wesentlich, dass die Schülerinnen und Schüler jede Art von Text, auch nichtlineare Texte, sorgfältig lesen, analysieren und interpretieren lernen. Dies bezieht sich auch ausdrücklich auf pragmatische Texte (Sachtexte) und nicht nur auf literarische (poetische). Dabei ist sprachliches Wissen im Hinblick auf die Textanalyse besonders zu betonen.

Literaturunterricht

Die Breite des Literaturunterrichts bleibt erhalten – nach wie vor sind spezielle Akzentsetzungen möglich. Es ist wichtig, die Interpretationskompetenz der Schülerinnen und Schüler (auch schriftlich) systematisch aufzubauen. Da bei der Reife- und Diplomprüfung kein Kanon an Werken vorgegeben wird, geht es darum, ästhetische Texte unterschiedlichster Art lesen und verstehen zu können. Die Schülerinnen und Schüler müssen im Laufe ihrer schulischen Bildungslaufbahn das dafür nötige „Handwerkszeug“ erwerben.

Leitfaden zur Erstellung von Schularbeiten in der Sekundarstufe 2 – AHS

Die nachstehend verlinkte Publikation soll als Serviceleistung Lehrerinnen und Lehrer im Fach Deutsch darin unterstützen, Schularbeiten für ihre Schülerinnen und Schüler so zu erstellen, dass diese bestmöglich auf die standardisierte Klausurarbeit in Deutsch vorbereitet werden können. 

Weiterführende Informationen

Es steht eine fachdidaktische Aufsatzsammlung zur Reife- und Diplomprüfung in der Unterrichtssprache zur Verfügung, die Aufsätze zu verschiedenen wichtigen Themenkreisen enthält (literarische Kompetenz, Textkompetenz, Beurteilung, Deutsch als Zweitsprache u. v. m.). Als Autorinnen und Autoren konnten namhafte Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker diverser Universitäten des deutschsprachigen Raums gewonnen werden. Die Beiträge wurden zwischen September 2011 und Februar 2012 in Downloadform veröffentlicht.

Im Frühjahr 2012 wurden die Arbeiten gemeinsam mit weiteren themenspezifischen Texten, die das AECC Klagenfurt unter der Leitung von Univ.-Prof. Mag. Dr. Werner Wintersteiner zusammengestellt hat, in einer Ausgabe der ide auch schriftlich publiziert. 

Kontakt

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an das Team Unterrichtssprache: unterrichtssprache.srdp@bmbwf.gv.at.